Die Emscher-Region wird derzeit nicht als Zielgebiet touristischer Angebote wahrgenommen, obwohl der Raum an der Mittelachse des Ruhrgebiets viele Chancen bietet. Insbesondere durch den Emscher-Umbau eröffnen sich neue Möglichkeiten in diesem Themenfeld, wobei den Emscher-Freunden besonders daran gelegen ist, die Potenziale des Emscher-Umbaus dazu zu nutzen, die Lebensqualität der Bewohner des Emschertals zu erhöhen, zur Stärkung ihres Identitätsgefühl beizutragen und allgemein die Zukunftsfähigkeit der Region zu stärken.
Die Ergebnisse unserer Workshops zum Thema Tourismus in der Emscher-Region lassen sich wie folgt zusammenfassen:
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Der Raum an der Emscher bietet ausgezeichnete Möglichkeiten, Strukturwandel in unterschiedlichen Phasen zu erleben. Die Emscher-Region ist ein besonderes „Biotop“. Der Raum bietet für Besucher viele überraschende Momente. Insbesondere die vorhandenen Unorte sind von Bedeutung für die touristische Erschließung der Region.
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Die Vereinzelung der Anrainerkommunen mit ihren jeweiligen Egoismen behindert ein Zusammenwirken in Bezug auf Tourismusentwicklung. Hier können Emschergenossenschaft und Emscher-Freunde eine wichtige Rolle spielen, weil sie als übergreifende Institutionen zu einer vernetzten Betrachtung beitragen und Impulse für ein gemeinsames Vorgehen liefern können.
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Im Mittelpunkt der Darstellung nach außen sollte die Botschaft stehen, dass an der Emscher der Wandel einer ganzen Region erlebt werden kann. Folglich sollten touristische Aktivitäten nicht darauf zielen, die Region nach Fertigstellung des Emscher-Umbaus zu vermarkten, sondern zur Zeit des Umbaus selbst. Die touristischen Angebote richten sich sowohl an Zielgruppen von außerhalb als auch an die Bewohner des Emschertals selbst.
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Der Emscher-Umbau markiert das Ende des Industriezeitalters im Ruhrgebiet und macht den Strukturwandel erlebbar. Hieran kann ein touristisches Angebot anknüpfen, das auf die Vermittlung von Wissen setzt (Bildungs- und Studientourismus). Das Erlebnis einer sich wandelnden Region kann auch für Zielgruppen aus anderen Regionen Deutschlands und sogar für Interessierte aus dem Ausland attraktiv sein, wenn sich auf diese Weise auch kein Massentourismus entwickeln lässt.
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In der Region fehlen Angebote der Gastronomie und des Beherbergungsgewerbes, die für die Logistik von Touristenströmen von essentieller Bedeutung sind. Auch vor diesem Hintergrund lässt sich einschätzen, dass in der Emscher-Region derzeit keine Basis für Massentourismus vorhanden ist. Dies spricht für die Entwicklung alternativer und auf sanften Tourismus setzende Angebote, z.B. im Sinne von Bildungstourismus.
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Es wird als sinnvoll erachtet, die Region nicht künstlich aufzugliedern (z.B. Emscher-Landschaftspark vs. Emschertal), sondern die Region als etwas Zusammenhängendes zu vermarkten. Die Entwicklung eines Gesamtkonzepts wird allerdings zusätzlich durch das lokale Kirchturmdenken in den Anrainerkommunen erschwert. Ein Emschertal-Tourismus muss diese Barrieren für eine Vermarktung der Region überwinden.
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Bei der Entwicklung eines Bildungstourismus soll auf engste Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen gesetzt werden, da diese über langjährige Erfahrungen verfügen und ein bundesweites Netzwerk zur Verfügung stellen können. Die VHS bieten seit langem Studienreisen an und sind ideale Ansprechpartner für die Entwicklung von Studienreiseprogrammen für das Emschertal.
Auf der Grundlage dieser Arbeitsergebnisse aus den Workshops bildeten die Emscher-Freunde eine strategische Allianz mit den Regio-Guides und der KulturInitiative Emscher-Lippe (K.I.E.L.) mit dem Ziel, mit den Volkshochschulen der Region ein Programm für Studienreisen auf den Weg zu bringen, das als Modell für weitere gleich gelagerte Angebote fungieren soll. Inzwischen haben folgende Volkshochschulen Fahrradtouren bzw. Besichtigungen zum Wandel im Emschertal in ihre Programme aufgenommen:
Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne, Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck, Essen, Dinslaken und Dorsten.