Es handelt sich hierbei um einen partizipativen, aber durchaus diagnostischen, salutogenetischen Selbstversuch in Form einer gemeinsamen Reflektion von Emscheranwohnern, bürgerschaftlichenInitiativen und verschiedenen professionellen Public Health-Akteurenüber die Frage: Was macht eigentlich aus dem Projekt des Emscher-Umbaus fast unweigerlich auch ein Projekt der Gesundheitsförderung?
Dabei soll es aber nicht nur um die Inauguration einer postindustriellen Idylle gehen, sondern auch um bestimmte Risiken bzw. „Nebenwirkungen“ wie die Gefahr der marktgesteuerten Gentrifizierung in vielen ehemals benachteiligten Stadtteilen. Insbesondere soll ein neues Bewusstsein für vielleicht noch unentdeckte Potenziale der Steigerung von Gesundheit und Wohlbefinden kultiviert werden.
Der erfolgreiche Auftakt der Reihe in DO-Deusen machte u.a. folgende Vorteile des Konzepts deutlich:
Zum Auftakt zieht Hans van Ooyen die Teilnehmer jeweils mit einer kurzen Lesung aus seinem Buch „Die Rückkehr der Wassermänner“ in seinen Bann. Da es zu jedem Veranstaltungsstandort ein passendes Kapitel gibt, erleben die Anwohner nicht nur eine literarische Aufwertung, sondern reagieren mit ausgeprägter eigener Erzähllust.
Das ganz auf narrative Qualitäten setzende Format bietet damit zugleich eine märchenhaft dokumentarische Rahmenerzählung, setzt auf ungezwungene Spontaneität und traut dem Gesprächsverlauf zu, auch über Umwege zum Wesentlichen zu kommen. Der Charakter einer formalen, von einem bestimmten Legitimationsinteresse geleiteten „Befragung“ wird damit konsequent vermieden – auch die eingeladenen „professionellen“ Teilnehmer haben so die Möglichkeit, ihre Themen zumindest ansatzweise einmal jenseits trainierter Routine zu erleben.
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Auch die nachträgliche Dokumentation wählt die narrative Form von wechselseitig abgestimmten Gedächtnisprotokollen und einfließenden (gekennzeichneten) Kommentaren und ergänzenden Bemerkungen.
Die Emscher-Freunde bieten in der Veranstaltungsreihe "An der blauen Emscher" nicht nur räumlich und organisatorisch eine „Plattform“ für einen besonderen narrativen Impuls. Sie initiieren und fördern den gewünschten spontanen und authentischen „Erzähl-Fluss“ auch im Sinne einer fiktiven und durchaus phantastischen Rahmenhandlung, die sich in Form einer scheinbar paradoxen, völlig neuen Literaturgattung – des „dokumentarischen Märchens“ – präsentiert.
Die einzelnen Zusammenkünfte, die an wechselnden Orten in den emschernahen Quartieren, immer aber in Zusammenarbeit mit dort bestehenden zivilgesellschaftlichen Initiativen, Vereinen oder anderen engagierten Akteurinnen geplant und realisiert werden, finden in der von unserem Vorstandsmitglied und Schriftsteller Hans van Ooyen geschaffenen Kunstfigur des „Emscherneckjunior“ einen „Emscher-Experten“, der sich bereits in seiner persönlichen Lebensgeschichte als „Neck“ in geradezu unverschämt nachhaltigen Zeitdimensionen bewegt. Die jeweils auf reale Orte entlang der Emscher gemünzten kurzen „Erzählungen“ sorgen erfahrungsgemäß in jeder Runde für ein gewisses Maß an eigener Erzähllust.
Der als männliches Pendant zu den Wasser-Nixen auftretende, mit allen Wassern gewaschene Schlingel mit seiner extrem wandlungsfähigen Erscheinung versteht sich nicht nur auf klug-ironische Dialoge mit allerhand enscherheimischen Tieren, sondern auch natürlich mit Nixen nebst anderen Fabelwesen – weil er selbst eines ist. Um hier schon im Vorgriff ein Extrembeispiel zu nennen: So ein Neck kann sich gar in einen Wassertropfen verwandeln, um einmal einer Kläranlage wirklich auf den Grund zu gehen, um sie dabei besonders anschaulich er-„klären“ zu können.
Hans van Ooyen wird es sich nicht nehmen lassen, auch die weiteren geplanten Zusammentreffen von Emscherquartiersbewohner_innen mit einer jeweils dem Ort angemessenen kurzen Lesung aus seinem Buch „Die Rückkehr der Wassermänner“ einzuleiten, um so den weiteren „Erzähl-Fluss“ in Gang zu setzen.
Die zweite Veranstaltung der Reihe ist für den Frühling/Frühsommer 2018 geplant. Standort wird Bottrop-Ebel sein.